Haben Sie kurz Zeit?
Ich wollte ja eigentlich nur ganz ganz kurz in mein Einkaufszentrum um die Ecke, um frisches Obst und Fladenbrot zu kaufen. Ich bin sogar extra mit halb zugekniffenen Augen wie eine Behinderte Blindschleiche durch das riesige Gebäude gelaufen, um eben nicht all die schönen Sachen in den Schaufenstern zu sehen, um dann „nur mal ganz ganz kurz ‚nen Fuss rein zu setzen, die Hose gibt es ja bestimmt eh und sowieso schon mal gar nicht in meiner Grösse!“. Ich will und werde standhaft bleiben und kurz vorm Urlaub nicht wieder einem Shopping-Rausch verfallen. Nein nein nein. Aber zu Douglas musste ich trotzdem, denn mein Juicy Tube ist schon so lang leer und ich habe einfach keinen vergleichbaren Lipgloss aufgetan. So stiefel ich also tapfer und ein wenig grobmotorisch mit eingeschränktem Sehvermögen hinein ins Wunderland. Douglas. Ich habe übrigens mal gehört, dass Douglas zu Scientology gehören soll. Das könnte dieses völlig abwesende, starre und unechte Lächeln der Verkäuferinnen erklären. Diese unheimlichen Wesen, geschminkt wie zu Fasching, mit ihren altmodischen Halstüchern und den quietschpinken Kostümen. Die meisten tragen schicke, künstliche Fingernägel, mit dem völlig überholten „French-Look“ und die ganz modebewussten Damen unter ihnen tragen Glitzersteine und Schmetterlinge auf den kleinen Nägeln. Das Highlight, das ich heute zu Gesicht bekommen sollte, war eine Art Piercing mit Mini-Kette durch den Nagel des kleinen Fingers. Wahnsinn! Also das nenne ich Kreativität. Hurenlook auf seriös kann man sagen. Ich mache mich möglichst klein und versuche, von keinem dieser ferngesteuerten Roboter entdeckt zu werden. Ich greife mir zielsicher meine Sorte am Lancome Stand und checke die am wenigsten gefährliche Route aus. Ich will gerade zur Bond Rolle ansetzen, da tippt mir jemand auf die Schulter.
Der Feind!!! Mayday, Mayday, ich wurde getroffen!
Kurz keimt in mir die Hoffnung auf, dass es sich vielleicht um eine entfernte Bekannte handelt oder von mir aus auch um den Hausdetektiv, der mir was unterstellen will. Aber nein… es ist tatsächlich eine Douglette Bodenstewardess im Parfum-Kosmetik-Flieger. Und statt einem Wasser oder einem pappigen Sandwich mit Käse wird sie mir jetzt hundertprozentig ein professionelles Showschminken anbieten. Ich drehe mich um. Meinen natürlichen Drang, zurück zu weichen, so wie wir Menschen das immer machen, wenn etwas extrem erschreckendes neben einem steht, habe ich unter Kontrolle.
„Haben Sie kurz Zeit?“ fiepst sie mich an.
Bekommen diese Frauen eigentlich neben Schmink-Kursen auch Sprachkurse? Wenn ja, die Verantwortlichen sollten beide Trainer wechseln.
„Zeit für was? Für die Total-Enstellung durch Ihre falsch manikürten Hände?“
„Neee eigentlich nicht…“
„Ach kommen Sie doch mal kurz hier mit zu meinem Kosmetikstuhl, ich zeige Ihnen das neue Make-up von Dior, das ist wirklich ganz ganz fantastisch!“
„Neee sorry!“ (ich versuche ein Lächeln.) „ich kann wirklich nicht..“
„Ich verspreche Ihnen, das geht ganz ganz schnell, kicher kicher kicher!“
(So muss es in der Herbertstraße sein.)
Widerwillig schlendere ich mit ihr zu diesem Ungetüm von Stuhl. Weil die Kasse dort in der Nähe ist. Ich bemerke die mitleidigen Blicke der Frauen, die das Glück haben, in der Schlange an der Kasse zu stehen. HELFT MIR DOCH! Aber keine wagt es, ihren Blick länger als 2 Sekunden auf das Szenario zu richten. Kurz bäumt sich mein Überlebenswille auf. Hier schnappt die Falle nicht zu, mich kriegst du nicht! Sie kramt mit ihren Klicker-Klacker-Nägeln in einer Schublade im Beistelltischchen herum.
„Hier! Darf ich Ihnen das mal auftragen?“
„Ich benutze kein Make Up!“
„oooh…. Das sollten Sie aber!“
Ihr kritischer Röntgenblick observiert mein Gesicht.
Ich haue ihr gehörig eins in die Fresse.
Ich drehe mich widerwillig zur Seite.
„Wir machen nur mal die eine Seite, das ist ein ganz, ganz leichtes Make Up, Sie werden begeistert sein!“
„Ja neee ist klar, wir machen hier nur die eine Seite oder was, und gleich seh’ ich aus wie der Terminator?“
„Entschuldigen Sie, ich hab’ dafür wirklich keine Zeit…“
Ich erwarte, dass Sie mir jetzt am Ärmel meiner Jacke zieht und in meiner Fantasie öffnet die Verkäuferin ihren Mund und hat riesige, messerscharfe Reisszähne und ein übler Gestank kommt heraus. Ich muss sie total anstarren, denn sie quietscht:
„Hallo? Ich kann Ihnen auch dazu die Augen schminken, dann sehen Sie mal richtig schön aus und Ihr Freund wird sich freuen.“
Ihr Freund wird sich freuen. Wie devot kann man sein? Hauptsache der Freund freut sich, wenn ich Beton im Gesicht habe und aussehe wie ein bislang unentdeckter Paradiesvogel. Mal davon ab, würde mein Freund sich ganz sicher nicht freuen. Ihrer schon, das ist ja klar. Sie kommt ganz nah und ich merke, dass sie nach viel zu penetrantem Parfum riecht. Dürfen die Angestellten nicht das Parfum benutzen, dass da so herum steht? Denn diese Dame riecht eindeutig nach irgend so einem Billigparfum von Budni. Mir wird schlecht und wahnsinnig heiss. Ich will da nicht sitzen, auf diesem Stuhl und ich will auch nicht mehr mit der Dame reden. Deshalb sage ich:
„Wissen Sie, ich kann mir dieses Make Up gar nicht leisten. Ich habe von meinem letzten Ostergeld dieses bisschen Obst und ein Fladenbrot gekauft. Dieser Lipgloss ist der Grund, weshalb ich die nächsten 2 Tage nichts zu essen habe.“
Miss Make-Up versucht ein schiefes, enttäuschtes Lächeln. Und wendet sich ohne ein nettes Wort einfach ab, einer 60 jährigen Oma zu. „Haben Sie kurz Zeit?“
Der Feind!!! Mayday, Mayday, ich wurde getroffen!
Kurz keimt in mir die Hoffnung auf, dass es sich vielleicht um eine entfernte Bekannte handelt oder von mir aus auch um den Hausdetektiv, der mir was unterstellen will. Aber nein… es ist tatsächlich eine Douglette Bodenstewardess im Parfum-Kosmetik-Flieger. Und statt einem Wasser oder einem pappigen Sandwich mit Käse wird sie mir jetzt hundertprozentig ein professionelles Showschminken anbieten. Ich drehe mich um. Meinen natürlichen Drang, zurück zu weichen, so wie wir Menschen das immer machen, wenn etwas extrem erschreckendes neben einem steht, habe ich unter Kontrolle.
„Haben Sie kurz Zeit?“ fiepst sie mich an.
Bekommen diese Frauen eigentlich neben Schmink-Kursen auch Sprachkurse? Wenn ja, die Verantwortlichen sollten beide Trainer wechseln.
„Zeit für was? Für die Total-Enstellung durch Ihre falsch manikürten Hände?“
„Neee eigentlich nicht…“
„Ach kommen Sie doch mal kurz hier mit zu meinem Kosmetikstuhl, ich zeige Ihnen das neue Make-up von Dior, das ist wirklich ganz ganz fantastisch!“
„Neee sorry!“ (ich versuche ein Lächeln.) „ich kann wirklich nicht..“
„Ich verspreche Ihnen, das geht ganz ganz schnell, kicher kicher kicher!“
(So muss es in der Herbertstraße sein.)
Widerwillig schlendere ich mit ihr zu diesem Ungetüm von Stuhl. Weil die Kasse dort in der Nähe ist. Ich bemerke die mitleidigen Blicke der Frauen, die das Glück haben, in der Schlange an der Kasse zu stehen. HELFT MIR DOCH! Aber keine wagt es, ihren Blick länger als 2 Sekunden auf das Szenario zu richten. Kurz bäumt sich mein Überlebenswille auf. Hier schnappt die Falle nicht zu, mich kriegst du nicht! Sie kramt mit ihren Klicker-Klacker-Nägeln in einer Schublade im Beistelltischchen herum.
„Hier! Darf ich Ihnen das mal auftragen?“
„Ich benutze kein Make Up!“
„oooh…. Das sollten Sie aber!“
Ihr kritischer Röntgenblick observiert mein Gesicht.
Ich haue ihr gehörig eins in die Fresse.
Ich drehe mich widerwillig zur Seite.
„Wir machen nur mal die eine Seite, das ist ein ganz, ganz leichtes Make Up, Sie werden begeistert sein!“
„Ja neee ist klar, wir machen hier nur die eine Seite oder was, und gleich seh’ ich aus wie der Terminator?“
„Entschuldigen Sie, ich hab’ dafür wirklich keine Zeit…“
Ich erwarte, dass Sie mir jetzt am Ärmel meiner Jacke zieht und in meiner Fantasie öffnet die Verkäuferin ihren Mund und hat riesige, messerscharfe Reisszähne und ein übler Gestank kommt heraus. Ich muss sie total anstarren, denn sie quietscht:
„Hallo? Ich kann Ihnen auch dazu die Augen schminken, dann sehen Sie mal richtig schön aus und Ihr Freund wird sich freuen.“
Ihr Freund wird sich freuen. Wie devot kann man sein? Hauptsache der Freund freut sich, wenn ich Beton im Gesicht habe und aussehe wie ein bislang unentdeckter Paradiesvogel. Mal davon ab, würde mein Freund sich ganz sicher nicht freuen. Ihrer schon, das ist ja klar. Sie kommt ganz nah und ich merke, dass sie nach viel zu penetrantem Parfum riecht. Dürfen die Angestellten nicht das Parfum benutzen, dass da so herum steht? Denn diese Dame riecht eindeutig nach irgend so einem Billigparfum von Budni. Mir wird schlecht und wahnsinnig heiss. Ich will da nicht sitzen, auf diesem Stuhl und ich will auch nicht mehr mit der Dame reden. Deshalb sage ich:
„Wissen Sie, ich kann mir dieses Make Up gar nicht leisten. Ich habe von meinem letzten Ostergeld dieses bisschen Obst und ein Fladenbrot gekauft. Dieser Lipgloss ist der Grund, weshalb ich die nächsten 2 Tage nichts zu essen habe.“
Miss Make-Up versucht ein schiefes, enttäuschtes Lächeln. Und wendet sich ohne ein nettes Wort einfach ab, einer 60 jährigen Oma zu. „Haben Sie kurz Zeit?“
Frau Settergren - 12. Mai, 14:07