Übers Ausgehen, Anbaggern und Abhauen
Nettes, gemischtes Beisammensein. Die Kerle knabbern an den ekelhaftesten Kabanossis, die ich je gesehen habe und die Mädels stopfen eimerweise Nachos mit Käsesauce in sich hinein. Es ist alles so entspannt und friedlich. Bis Lara folgenden Kommentar in die Runde schmeisst und die Ruhe jäh unterbricht:
„Ey, ihr Männer geht nur aus einem Grund am Wochenende feiern!“ Kollektives Glotzen. Keiner wagt es, nach dem Grund dieser doch sehr provokanten Feststellung zu fragen (weiss doch jeder, was als Antwort kommen wird.)
Aber Lara braucht gar keine Frage. Sie schmettert direkt hinterher:
„Weil ihr ficken wollt. Ihr wollt eure dummen Schwänze wieder mal in was Neues halten. Deshalb geht ihr feiern. Nur aus diesem Grund. Ihr wollt angehimmelt werden und scoren (neuer Anglizismus. Einsetzbar für „poppen“). Das ist alles.“
Leider war das dann nicht alles. Es wurde eine zähe Diskussion losgetreten, warum Männer und auch Frauen am Wochenende ausgehen. Weshalb ich wieder ausgegrenzt wurde und gesagt wurde:
„Bei Settergren ist das was anderes. Die trifft ihre Männer eher im eigenen Treppenhaus oder beim drögen Spazierengehen. Sie geht feiern, um ihre neuen Klamotten zu präsentieren, ihre Schuhe zu ruinieren, ihren Vorsatz, nie wieder zu trinken und zu rauchen einzustampfen, zu tanzen, grauenvoll Karaoke zu singen und dann am Ende den Taxifahrer in tausend Sprachen voll zudröhnen und Julianes Klo voll zukotzen.“Danke. Ich habe seit ca. 11 Jahren nicht mehr gekotzt! Aber ist das echt so?! Also nicht dieser ganze Quatsch, der sich auf mich bezieht, sondern die Unterstellung, dass Männer nur aus diesem einen Grund ausgehen?
Ich denke an einen bestimmten Abend im „goldenen Schnitt“, der schon etwas länger zurück liegt. Normalerweise finde ich den Laden grauenvoll. Dort gibt es so viele leichte Mädchen. Die eine Hälfte ist leicht aufgrund ihres Körpergewichts, die andere Hälfte ist leicht zu haben. Wobei das sogar mehr als die Hälfte ist. Ist ja auch egal… Die Kerle kommen mir vor als hätten sie sich von ihrem Monatsgehalt mal einen richtig teuren Anzug geleistet. Dass dafür aber nur noch Wasser und Brot und vielleicht ein angeschimmelter Käse im Kühlschrank als Nahrung vorhanden sind, nehmen sie tapfer in Kauf. Im golden Cut treffen also meistens die Mädels, die reich heiraten wollen und vorgeben, eine Prinzessin und keine billige Schlampe zu sein auf die Männer, die nett ein bisschen pimpern wollen und vorgeben, reich zu sein. Wie ernüchternd es sein muss, wenn man als Möchtegern-Prinzessin nach einer sexuell ausschweifenden Nacht aufwacht und im Flur seines vermeintlich guten Fanges die ganzen Victory und Dockers Schuhe stehen sieht. Ja ja meine Mama hat immer gesagt: „Kind, achte immer auf die Schuhe! Einen Anzug kann sich jeder irgendwie kaufen, aber gute Schuhe, die sind teuer.“
Aber zurück zum Thema. Ich bin also im Club. Eine Bekannte der Kategorie „Die kenn ich eigentlich gar nicht!!“ stürmt auf mich zu. „Duuu hier? Mensch, wir haben uns ja eeewig nicht gesehen! Wie geht’s dir denn??“ Ich komme aber gar nicht mehr dazu, die Floskel-Frage zu beantworten, weil sie gleich weiterplappert: „Stell dir vor, wir sitzen da hinten mit den HSVern. Die sind ja so geil.“ Ja. Geil im Weiber abschleppen und Ehefrauen betrügen. Darin sind sie in der Tat geil. Ich würde sogar mal sagen, die Geilsten.
„Ich hab mir da schon einen ausgeguckt, drück mir die Daumen.“ Ächz. Wofür soll ich die Daumen drücken? Dafür, dass ihr heute ungeschützten Verkehr habt und du ihn 18 Jahre lang ausnehmen kannst? Dass du in die überaus anspruchsvolle Bild-Zeitung kommst? Dass sich besagter Fussballer in dich verknallt und du dann jedes zweite Wochenende mit deinem kleinen Ärschchen auf der Tribüne sitzt und ihm zuwinkst, dass gleichzeitig aber in jeder anderen Stadt 15 weitere Frauen vor der Glotze hängen und IHM die Daumen drücken? Ich weiss nicht, für was genau ich die Daumen drücken soll, ich entscheide mich aber dafür: Ich drücke dir die Daumen, dass Gott wenigstens ein bisschen Hirn vom Himmel fallen lässt und du das grosse Glück hast, etwas davon abzubekommen. Ich grinse Dumm-Dumm-Geschoss aber nur an und lächle. „Viel Spass!“ sage ich, obwohl mir ein: „Laaaauuuuuf!“ viel eher auf der Zunge liegt.
Ich brauche jetzt erst mal einen Drink. Ich schiebe mich zur Bar. Ah, ein süsser Barkeeper. Sehr gut. Wenigstens etwas fürs Auge. Ich bestelle einen Martini und während ich warte, lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich merke, wie mich jemand fixiert. Ich blicke zur Seite und richtig, mein Gefühl täuscht mich nicht. Ein dicklicher Kerl, einem Schweinchen nicht unähnlich, mit Zigarre und Sektkübel vor seinem verschwitzten Bauch, in welchem sich zwei Moet & Chandons befinden. Er versucht ein Lächeln. Das macht ihn noch hässlicher. Ich schaue weg. Bloss nicht hingucken, wenn du nur eine Sekunde aus Versehen und absolut zufällig in die Richtung guckst, steht der wie David Copperfield plötzlich neben dir. Mein Drink kommt. Gott sei Dank. Ich bezahle. Und wie es nun mal in der Natur des Menschen liegt, immer dahin gucken zu müssen, wohin man nicht gucken sollte (so wie Lea damals zur Salzsäule wurde), gucke ich noch mal in die Richtung. Zigarren-Schweinchen hat nur darauf gelauert. Denn sofort schnellt seine Hand hoch und er zeigt auf seinen Champagner. Ich gucke noch schneller wieder weg und gehe zu den anderen. Ich nippe an meinem Drink und bin schon jetzt gelangweilt… Die Musik ist typischer Frisösen-House (ich weiss, es müsste korrekterweise Frisörinnen-House heissen) und ich sehe, wie Schweinchen Dick mit seinen ebenfalls beschissenen peinlichen Freunden abgeht. Oh Gott, wie ich es hasse. Der starrende Moppel und seine Freunde reissen die Arme hoch und machen komische Jaul-Geräusche und bewegen ihre etwas massigeren Körper unkoordiniert zur Musik. Nebenbei guckt er immer zu mir, um zu gucken, ob ich auch gucke.
Es tut mir leid, wenn ich da oberflächlich und zickig bin, aber ich kriege Wut. So richtig. Ich drehe mich angewidert um. Und exe meinen Martini. Ab auf die Tanzfläche. Da habe ich wenigstens meine Ruhe. Denke ich. Aber ich habe falsch gedacht. Moppel entert mit zwei Freunden die Tanzfläche. Und steuert direkt auf mich zu. Ich ahne einen Angriff. Bevor es so weit kommt, ergreife ich die Flucht. Ich verziehe mich mit meiner Freundin in die hinterste Ecke. Wir bestellen gleich in vierfacher Ausführung und sinnieren über das Leben danach und über diese ganzen komischen Leute. Ich sehe die dumme Bekannte, wie sie noch dümmeren HSV-Spieler im Ohr herumleckt, während dieser sich angeregt mit einer drallen Blondine unterhält und dabei schon fast in ihrem Ausschnitt versinkt. Jemand tippt mir auf die Schulter. Da ich nicht mehr ganz allein bin, versuche ich einigermassen grazil die Drehung auf dem unbequemen Barhocker. Der Moppel. „Hier steckst du ja. Ich habe dich schon gesucht.“
BIT-TE? Hat er das wirklich gesagt? Ich schäme mich schon jetzt zu Tode und frage mich dabei, wie dieser hässliche Mongo darauf kommt, mich an zu graben. Ich meine… MICH?! Hat der Zuhause keinen Spiegel? (ich weiss, ich wirke gerade eingebildet. Bin es wahrscheinlich dann auch, aber ich muss das hier authentisch rüberbringen.) Ich bin wütend. Das ist nicht gut, denn wenn ich wütend bin, habe ich die grosse Gabe, Männer zu provozieren. Also nicht nur so ein bisschen, sondern richtig. Was in der Situation nicht gut ist. Ganz und gar nicht. Ausser Atem sagt er: „Wir stehen dahinten so ein bisschen rum, trinken Champagner und haben Spass. Komm doch mit deiner Freundin rüber!“ Meine Freundin guckt entsetzt. Ich sage (sehr originell…): „Ich mag keinen Champagner.“ Er: “Du kannst was anderes haben." Ich: „ich mag nichts anderes.“ Er: „Du kannst haben was du willst.“ Ich: „Dann hätte ich jetzt gern meine Ruhe.“ Moppel lacht. Und legt seine Patschhand auf meine Schulter. „Wir haben ne Limo und düsen gleich noch weiter. Weißt du, so ein bisschen hier und da, Spass haben und so… ganz easy.“ Alter, du kannst dich mal ganz easy verpissen du hässlicher Breitarsch, wie du mir auf die Nerven gehst.
Ich sage: „Sehe ich aus wie ne russische Nutte oder wie ein Mädchen, das kein Geld hat? Habe ich einen Blindenstock dabei oder signalisiert dir sonst irgendwas, dass ich blind sein könnte?“ Er: „ich verstehe nicht…“ Ich: „Jetzt pass mal auf… ich weiss nicht, was für Drogen du konsumiert hast, die dir einen solchen Höhenflug bescheren, aber du gehst jetzt zu deinen peinlichen Freunden zurück und lässt mich bitte in Ruhe.“ Er: „ich mag es, wenn Frauen sich zieren.“ Das darf doch nicht wahr sein… zieren? Das ist doch kein Zieren mehr, das ist ja schon verzweifelt um sich schlagen!! Wir stehen auf. Lassen ihn stehen. Das ist die einzige Möglichkeit, einigermassen stilvoll aus der Nummer herauszukommen. Sonst habe ich am Ende wieder Lokalverbot und mein Papa muss die lädierte Innenausstattung zahlen. An der Garderobe rennt mir Moppel hinterher. „Ich weiss, ich war irgendwie blöde, hier meine Nummer. Vielleicht rufst du ja mal an.“ Selbst wenn du der letzte Mann auf der Welt wärst, ich unbedingt ein Kind haben möchte und es keine Samenbänke mehr gibt, niemals würde ich das tun. Aber ich nehme sie. Um meine Ruhe zu haben. Und lächle sogar. Ich will nur noch raus. Raus raus raus an die Luft. Ich atme tief ein. Fühle mich gleich viel besser. Während wir aufs Taxi warten, torkelt mir die Bekannte von vorhin in die Arme. „Hey… hast du den HSVer gesehen? Der hat mich stehen lassen…“ Sie tut mir irgendwie leid. Ich weiss nicht, was mich reitet, aber ich sage: „ja ich habe ihn gerade noch gesehen. Er musste weg. Aber hier, seine Nummer… die soll ich dir geben.“ Und drücke ihr Moppelchens Nummer in die Hand.
Jeden Tag eine gute Tat, würde ich mal sagen. Und in den goldenen Schnitt kriegen mich keine zehn Pferde mehr.
„Ey, ihr Männer geht nur aus einem Grund am Wochenende feiern!“ Kollektives Glotzen. Keiner wagt es, nach dem Grund dieser doch sehr provokanten Feststellung zu fragen (weiss doch jeder, was als Antwort kommen wird.)
Aber Lara braucht gar keine Frage. Sie schmettert direkt hinterher:
„Weil ihr ficken wollt. Ihr wollt eure dummen Schwänze wieder mal in was Neues halten. Deshalb geht ihr feiern. Nur aus diesem Grund. Ihr wollt angehimmelt werden und scoren (neuer Anglizismus. Einsetzbar für „poppen“). Das ist alles.“
Leider war das dann nicht alles. Es wurde eine zähe Diskussion losgetreten, warum Männer und auch Frauen am Wochenende ausgehen. Weshalb ich wieder ausgegrenzt wurde und gesagt wurde:
„Bei Settergren ist das was anderes. Die trifft ihre Männer eher im eigenen Treppenhaus oder beim drögen Spazierengehen. Sie geht feiern, um ihre neuen Klamotten zu präsentieren, ihre Schuhe zu ruinieren, ihren Vorsatz, nie wieder zu trinken und zu rauchen einzustampfen, zu tanzen, grauenvoll Karaoke zu singen und dann am Ende den Taxifahrer in tausend Sprachen voll zudröhnen und Julianes Klo voll zukotzen.“Danke. Ich habe seit ca. 11 Jahren nicht mehr gekotzt! Aber ist das echt so?! Also nicht dieser ganze Quatsch, der sich auf mich bezieht, sondern die Unterstellung, dass Männer nur aus diesem einen Grund ausgehen?
Ich denke an einen bestimmten Abend im „goldenen Schnitt“, der schon etwas länger zurück liegt. Normalerweise finde ich den Laden grauenvoll. Dort gibt es so viele leichte Mädchen. Die eine Hälfte ist leicht aufgrund ihres Körpergewichts, die andere Hälfte ist leicht zu haben. Wobei das sogar mehr als die Hälfte ist. Ist ja auch egal… Die Kerle kommen mir vor als hätten sie sich von ihrem Monatsgehalt mal einen richtig teuren Anzug geleistet. Dass dafür aber nur noch Wasser und Brot und vielleicht ein angeschimmelter Käse im Kühlschrank als Nahrung vorhanden sind, nehmen sie tapfer in Kauf. Im golden Cut treffen also meistens die Mädels, die reich heiraten wollen und vorgeben, eine Prinzessin und keine billige Schlampe zu sein auf die Männer, die nett ein bisschen pimpern wollen und vorgeben, reich zu sein. Wie ernüchternd es sein muss, wenn man als Möchtegern-Prinzessin nach einer sexuell ausschweifenden Nacht aufwacht und im Flur seines vermeintlich guten Fanges die ganzen Victory und Dockers Schuhe stehen sieht. Ja ja meine Mama hat immer gesagt: „Kind, achte immer auf die Schuhe! Einen Anzug kann sich jeder irgendwie kaufen, aber gute Schuhe, die sind teuer.“
Aber zurück zum Thema. Ich bin also im Club. Eine Bekannte der Kategorie „Die kenn ich eigentlich gar nicht!!“ stürmt auf mich zu. „Duuu hier? Mensch, wir haben uns ja eeewig nicht gesehen! Wie geht’s dir denn??“ Ich komme aber gar nicht mehr dazu, die Floskel-Frage zu beantworten, weil sie gleich weiterplappert: „Stell dir vor, wir sitzen da hinten mit den HSVern. Die sind ja so geil.“ Ja. Geil im Weiber abschleppen und Ehefrauen betrügen. Darin sind sie in der Tat geil. Ich würde sogar mal sagen, die Geilsten.
„Ich hab mir da schon einen ausgeguckt, drück mir die Daumen.“ Ächz. Wofür soll ich die Daumen drücken? Dafür, dass ihr heute ungeschützten Verkehr habt und du ihn 18 Jahre lang ausnehmen kannst? Dass du in die überaus anspruchsvolle Bild-Zeitung kommst? Dass sich besagter Fussballer in dich verknallt und du dann jedes zweite Wochenende mit deinem kleinen Ärschchen auf der Tribüne sitzt und ihm zuwinkst, dass gleichzeitig aber in jeder anderen Stadt 15 weitere Frauen vor der Glotze hängen und IHM die Daumen drücken? Ich weiss nicht, für was genau ich die Daumen drücken soll, ich entscheide mich aber dafür: Ich drücke dir die Daumen, dass Gott wenigstens ein bisschen Hirn vom Himmel fallen lässt und du das grosse Glück hast, etwas davon abzubekommen. Ich grinse Dumm-Dumm-Geschoss aber nur an und lächle. „Viel Spass!“ sage ich, obwohl mir ein: „Laaaauuuuuf!“ viel eher auf der Zunge liegt.
Ich brauche jetzt erst mal einen Drink. Ich schiebe mich zur Bar. Ah, ein süsser Barkeeper. Sehr gut. Wenigstens etwas fürs Auge. Ich bestelle einen Martini und während ich warte, lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich merke, wie mich jemand fixiert. Ich blicke zur Seite und richtig, mein Gefühl täuscht mich nicht. Ein dicklicher Kerl, einem Schweinchen nicht unähnlich, mit Zigarre und Sektkübel vor seinem verschwitzten Bauch, in welchem sich zwei Moet & Chandons befinden. Er versucht ein Lächeln. Das macht ihn noch hässlicher. Ich schaue weg. Bloss nicht hingucken, wenn du nur eine Sekunde aus Versehen und absolut zufällig in die Richtung guckst, steht der wie David Copperfield plötzlich neben dir. Mein Drink kommt. Gott sei Dank. Ich bezahle. Und wie es nun mal in der Natur des Menschen liegt, immer dahin gucken zu müssen, wohin man nicht gucken sollte (so wie Lea damals zur Salzsäule wurde), gucke ich noch mal in die Richtung. Zigarren-Schweinchen hat nur darauf gelauert. Denn sofort schnellt seine Hand hoch und er zeigt auf seinen Champagner. Ich gucke noch schneller wieder weg und gehe zu den anderen. Ich nippe an meinem Drink und bin schon jetzt gelangweilt… Die Musik ist typischer Frisösen-House (ich weiss, es müsste korrekterweise Frisörinnen-House heissen) und ich sehe, wie Schweinchen Dick mit seinen ebenfalls beschissenen peinlichen Freunden abgeht. Oh Gott, wie ich es hasse. Der starrende Moppel und seine Freunde reissen die Arme hoch und machen komische Jaul-Geräusche und bewegen ihre etwas massigeren Körper unkoordiniert zur Musik. Nebenbei guckt er immer zu mir, um zu gucken, ob ich auch gucke.
Es tut mir leid, wenn ich da oberflächlich und zickig bin, aber ich kriege Wut. So richtig. Ich drehe mich angewidert um. Und exe meinen Martini. Ab auf die Tanzfläche. Da habe ich wenigstens meine Ruhe. Denke ich. Aber ich habe falsch gedacht. Moppel entert mit zwei Freunden die Tanzfläche. Und steuert direkt auf mich zu. Ich ahne einen Angriff. Bevor es so weit kommt, ergreife ich die Flucht. Ich verziehe mich mit meiner Freundin in die hinterste Ecke. Wir bestellen gleich in vierfacher Ausführung und sinnieren über das Leben danach und über diese ganzen komischen Leute. Ich sehe die dumme Bekannte, wie sie noch dümmeren HSV-Spieler im Ohr herumleckt, während dieser sich angeregt mit einer drallen Blondine unterhält und dabei schon fast in ihrem Ausschnitt versinkt. Jemand tippt mir auf die Schulter. Da ich nicht mehr ganz allein bin, versuche ich einigermassen grazil die Drehung auf dem unbequemen Barhocker. Der Moppel. „Hier steckst du ja. Ich habe dich schon gesucht.“
BIT-TE? Hat er das wirklich gesagt? Ich schäme mich schon jetzt zu Tode und frage mich dabei, wie dieser hässliche Mongo darauf kommt, mich an zu graben. Ich meine… MICH?! Hat der Zuhause keinen Spiegel? (ich weiss, ich wirke gerade eingebildet. Bin es wahrscheinlich dann auch, aber ich muss das hier authentisch rüberbringen.) Ich bin wütend. Das ist nicht gut, denn wenn ich wütend bin, habe ich die grosse Gabe, Männer zu provozieren. Also nicht nur so ein bisschen, sondern richtig. Was in der Situation nicht gut ist. Ganz und gar nicht. Ausser Atem sagt er: „Wir stehen dahinten so ein bisschen rum, trinken Champagner und haben Spass. Komm doch mit deiner Freundin rüber!“ Meine Freundin guckt entsetzt. Ich sage (sehr originell…): „Ich mag keinen Champagner.“ Er: “Du kannst was anderes haben." Ich: „ich mag nichts anderes.“ Er: „Du kannst haben was du willst.“ Ich: „Dann hätte ich jetzt gern meine Ruhe.“ Moppel lacht. Und legt seine Patschhand auf meine Schulter. „Wir haben ne Limo und düsen gleich noch weiter. Weißt du, so ein bisschen hier und da, Spass haben und so… ganz easy.“ Alter, du kannst dich mal ganz easy verpissen du hässlicher Breitarsch, wie du mir auf die Nerven gehst.
Ich sage: „Sehe ich aus wie ne russische Nutte oder wie ein Mädchen, das kein Geld hat? Habe ich einen Blindenstock dabei oder signalisiert dir sonst irgendwas, dass ich blind sein könnte?“ Er: „ich verstehe nicht…“ Ich: „Jetzt pass mal auf… ich weiss nicht, was für Drogen du konsumiert hast, die dir einen solchen Höhenflug bescheren, aber du gehst jetzt zu deinen peinlichen Freunden zurück und lässt mich bitte in Ruhe.“ Er: „ich mag es, wenn Frauen sich zieren.“ Das darf doch nicht wahr sein… zieren? Das ist doch kein Zieren mehr, das ist ja schon verzweifelt um sich schlagen!! Wir stehen auf. Lassen ihn stehen. Das ist die einzige Möglichkeit, einigermassen stilvoll aus der Nummer herauszukommen. Sonst habe ich am Ende wieder Lokalverbot und mein Papa muss die lädierte Innenausstattung zahlen. An der Garderobe rennt mir Moppel hinterher. „Ich weiss, ich war irgendwie blöde, hier meine Nummer. Vielleicht rufst du ja mal an.“ Selbst wenn du der letzte Mann auf der Welt wärst, ich unbedingt ein Kind haben möchte und es keine Samenbänke mehr gibt, niemals würde ich das tun. Aber ich nehme sie. Um meine Ruhe zu haben. Und lächle sogar. Ich will nur noch raus. Raus raus raus an die Luft. Ich atme tief ein. Fühle mich gleich viel besser. Während wir aufs Taxi warten, torkelt mir die Bekannte von vorhin in die Arme. „Hey… hast du den HSVer gesehen? Der hat mich stehen lassen…“ Sie tut mir irgendwie leid. Ich weiss nicht, was mich reitet, aber ich sage: „ja ich habe ihn gerade noch gesehen. Er musste weg. Aber hier, seine Nummer… die soll ich dir geben.“ Und drücke ihr Moppelchens Nummer in die Hand.
Jeden Tag eine gute Tat, würde ich mal sagen. Und in den goldenen Schnitt kriegen mich keine zehn Pferde mehr.
Frau Settergren - 14. Aug, 14:12