Bali? Bali?

Er sagt „Ach ich glaub ich würd vielleicht gern noch mal ne Woche surfen dieses Jahr!“. Sie spitzt die Ohren und fragt, nicht ohne das „vielleicht“ zu streichen: „ach… wo denn so?“ Er sagt: „die Kanaren würden mir eigentlich reichen, das geht ganz gut im November.“ Bingo. Bei ihr schrillen die „Oh mein Gott oh mein Gott oh mein Gott, wir fahren zusammen in den Urlaub-Alarmglocken“. Dass er sie gar nicht direkt angesprochen hat, wird ebenso ignoriert wie die Möglichkeit, dass er eigentlich eine grob geschätzte Anzahl von ca. 14 Surferfreunden hat, von denen sicherlich einer Zeit und Lust hätte, mit dem coolen Surferfreund einen Kurztrip zu machen. Aber „dööööt“ (falsche-Antwort-Signal geklaut aus Quizshows). In ihrem Kopf findet in sekundenschnelle das komplette „er-und-ich-im-Urlaub-vorzugsweise-romantisch-direkt-am-Strand-oh-mein-gott-oh-mein-gott-oh-mein-Gott-ich-bräuchte-noch-einen-schicken-schwarzen-Monokini-Programm“ ab und die eventuelle Möglichkeit, dass er sie mit in den Urlaub nimmt, hat sich in ihrem Hirn schon längst zu einer unabänderlichen Ist-Situation manifestiert. Weil schlaue Frauen einfach hinterlistige Manipulationsschweine sind, hat er nach ca. 5 Tagen mit den Worten „Ach, wir fahren also zusammen surfen?“ seine Kapitulation eingeleitet. Weiß er zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht, in einigen Fällen wissen die geschätzten Männer der Schöpfung es nie. Nie. Geschickt blättert sie nun an zwei aufeinander folgenden Abenden in einem Reisemagazin und lässt auf seinem Zeitungsstapel neben dem Klo ein weiteres Infoblättchen liegen. Naiv, wer denkt, dass es sich um zufällige Reiseziele handelt. Oh nein. Aufgeschlagen werden genau die Ziele, die sich im Köpfchen von Madame Manipulation farbig am Besten darstellen lassen. Das wären dann New York – zum Shoppen – und Bali zum Entspannen. Bali! Ein Traum. Ein Traum, der keiner mehr bleiben soll.
So kommt er um einiges leichter nach einer geschätzten halben Stunde vom Klo und sagt: „Baby, nach Bali wollte ich übrigens auch schon immer, das ist ja so toll da!“ Gespieltes Desinteresse, während sie weiter auf die 75. Popstars-Folge starrt und innerlich schon zum Strike-Move ansetzt: „Echt? Bali… war schon immer ein Traum von mir. Schon seit… ach, schon immer. Das ist ja ein Zufall!“ Und wie es so ist, stellt sich – ganz ohne Manipulation – heraus, dass die Kanaren im Vergleich zu Bali weder wirklich eine Chance haben noch preislich viel günstiger sind. Seine zart aufkeimende Pflanze des Zweifels wird von ihr direkt erstickt. Er sorgt sich wegen der Summe, die am Ende einer gespielten Buchung steht. Sie sagt, das sieht nur so teuer aus, immerhin ist das ja ein Preis für zwei Personen und zwei Wochen und kritzelt ihm zum Beweis hektisch noch mal den
Frau Settergren - 16. Okt, 19:54