Anrufbeantworter
Wer hat eigentlich heutzutage noch einen Anrufbeantworter? Und wozu? Also ich kann mich an meine Jugendzeit erinnern und weiss genau, dass meine Eltern eigentlich gerne einen Anrufbeantworter gehabt hätten. Schuld daran war, natürlich, wie sollte es anders sein, ich. Wie oft rief irgendein „Typ“ an, mit dem ich gar nicht sprechen wollte und meine Eltern haben es verpeilt… tausende Male! Da half ein detailliertes Briefing am Wochenanfang rein gar nichts.
„Mama, wenn der Dennis anruft, dann bin ich AUF JEDEN FALL da, hörst du? Da darfst du auch nicht sagen, Jennie macht gerade Hausaufgaben oder ist bei Spar einkaufen!! Und wenn schon einkaufen dann natürlich in der Stadt, um die ultracoolen weissen Reebocks oder ne neue Levis in hellblau zu erstehen! Auf gar keinen Fall, unter KEINEN UMSTÄNDEN darfst du sagen, dass ich gerade aufm Klo oder beim Kieferorthopäden bin!!! Auf keinen Fall, Mama!!!“
Oder eben anders rum… damals hatte man ja noch kein Handy, logischerweise dann auch keine Handynummer, die man jemandem nicht geben konnte. Und in dieser altmodischen Zeit standen die gutbürgerlichen Eltern natürlich im Telefonbuch. Falls mal „was ist“ und jemand muss uns erreichen, gell! Jaaa… dass ich aber dadurch für ca. eine Fantasttrilliarde Spacken ebenso erreichbar wurde, interessierte das Elternpaar genau genommen einen Scheiss Null.
Und so fing es dann an:
„Also, wenn Christian, Thomas, Alex, Basti oder Lars anrufen: ich bin NICHT da! Und ich werde vermutlich auch nie mehr da sein! Ich bin ausgezogen, ihr wisst nicht wohin, lasst Euch halt was einfallen! Aber Vorsicht! Bei Lars Neumann bin ich nicht da, bei Lars Andersen aber auf jeden Fall!“
So kam es dann, dass zwei Listen neben dem Telefon hingen. Mit Namen all der heissen Teile Glücklichen oder Vollversagern Unglücklichen, die bei uns anriefen. Komischerweise fand meine Mutter immer diejenigen „sooo nett“, die auf der „NEIN-Liste“ standen. Meine Mutter blühte auf, die Unglücklichen bekamen quasi eine kleine Betreuung dazu. Tröstende Worte, wenn der 8.354 Anruf wieder unbeantwortet blieb. Tröstende Worte bekam ich von ihr nie. Ich bekam eher einen Einlauf, warum ich den armen Gestalten nicht endlich sage, dass sie mich nicht mehr anrufen sollen! Hallo?? Wer sollte dann bitte in der ersten grossen Pause meine Mathehausaufgaben machen??? Am Besten war da eigentlich mein Dad… der ist nämlich nie ans Telefon gegangen. Und wenn, dann wurde nur ein „Jennie ist nicht da“ ins Telefon geknurrt und aufgelegt. Da gab es kein „könnten Sie ihr ausrichten, dass“ oder die Beantwortung der Frage „wann kommt Jennie denn wieder?“, das höchste der Gefühle war dann noch ein „Wiederhören“. Panik breitete sich aus, wenn mein 7 Jahre jüngerer Bruder ans Telefon rannte...Erkläre mal einem kleinen Butscher, dass er einen Fremden am Telefon belügen soll, nur weil seine Schwester nicht mit ihm sprechen möchte. Ich habe es oft versucht, mit Bestechungs-Naschereien oder Sklaven-Diensten, aber jedes Mal sprudelte übereifrig "Ich soll sagen, dass Jennie nicht da ist." aus seinem kleinen Mund.
Ich hatte dann in meiner ersten Wohnung auch mal einen Anrufbeantworter. Ganze drei Wochen. Die Ansage war schon das Gestörteste überhaupt. So habe ich in der Regel keine netten Standard-Begrüssungstexte draufgesprochen, sondern Informationen.
„Tanni, wir fahren jetzt erst mal zu Julia, komm dann halt nach und bring den Asti mit und noch zwei Schachteln Kippen, bis gleich, ach ja, du fährst!!“ Oder wenn man mal wütender war „Lars, wähle nie wieder diese Nummer, ruf mich nie wieder an, vergiss mich am Besten, du geisteskranker Vollidiot!!“
Unangenehm wurde es dann, wenn man den AB „auf laut“ gestellt hatte und man schön mit dem neuen heissen Typen auf der Couch sass, gerade kurz vom Knutschen war und dann plötzlich irre laut die pöbelnde Stimme von Lars in der Wohnung erschallte, der seine ganz persönlichen Hasstiraden los liess. Oder der Anruf der Mutter, die eigentlich überhaupt nichts zu sagen hatte und nur mal gucken wollte, ob man daheim wäre und ob es einem auch gut ginge und ob man noch mal dieses versaute Buch „die perfekte Liebhaberin“ mitbringen könnte, natürlich nicht ohne das obligatorische Gackern am Ende der Ansage zu platzieren.
So konnte ich eigentlich kaum glauben, dass jemand noch so etwas hat. Erst recht nicht im Handyzeitalter. Aber… ich wurde am Wochenende eines besseren belehrt und habe festgestellt, es gibt sie tatsächlich noch, diese knarzenden Ansagen mit dem klassischen Rauschen und der einfachen Mitteilung „ich bin gerade nicht da, sprecht mir ne Nachricht aufs Band oder probiert es auf dem Handy.“ Was für eine Logik… Das macht man dann doch sowieso! Ich frage mich wirklich, was man mit Anrufbeantworter noch anfangen soll. Huch, ein Grund fällt mir tatsächlich gerade ein… Wenn man verliebt ist, kann man sich immer und immer wieder die Ansage des Herzallerliebsten anhören. Wiiiieee schööön…
„Mama, wenn der Dennis anruft, dann bin ich AUF JEDEN FALL da, hörst du? Da darfst du auch nicht sagen, Jennie macht gerade Hausaufgaben oder ist bei Spar einkaufen!! Und wenn schon einkaufen dann natürlich in der Stadt, um die ultracoolen weissen Reebocks oder ne neue Levis in hellblau zu erstehen! Auf gar keinen Fall, unter KEINEN UMSTÄNDEN darfst du sagen, dass ich gerade aufm Klo oder beim Kieferorthopäden bin!!! Auf keinen Fall, Mama!!!“
Oder eben anders rum… damals hatte man ja noch kein Handy, logischerweise dann auch keine Handynummer, die man jemandem nicht geben konnte. Und in dieser altmodischen Zeit standen die gutbürgerlichen Eltern natürlich im Telefonbuch. Falls mal „was ist“ und jemand muss uns erreichen, gell! Jaaa… dass ich aber dadurch für ca. eine Fantasttrilliarde Spacken ebenso erreichbar wurde, interessierte das Elternpaar genau genommen einen Scheiss Null.
Und so fing es dann an:
„Also, wenn Christian, Thomas, Alex, Basti oder Lars anrufen: ich bin NICHT da! Und ich werde vermutlich auch nie mehr da sein! Ich bin ausgezogen, ihr wisst nicht wohin, lasst Euch halt was einfallen! Aber Vorsicht! Bei Lars Neumann bin ich nicht da, bei Lars Andersen aber auf jeden Fall!“
So kam es dann, dass zwei Listen neben dem Telefon hingen. Mit Namen all der heissen Teile Glücklichen oder Vollversagern Unglücklichen, die bei uns anriefen. Komischerweise fand meine Mutter immer diejenigen „sooo nett“, die auf der „NEIN-Liste“ standen. Meine Mutter blühte auf, die Unglücklichen bekamen quasi eine kleine Betreuung dazu. Tröstende Worte, wenn der 8.354 Anruf wieder unbeantwortet blieb. Tröstende Worte bekam ich von ihr nie. Ich bekam eher einen Einlauf, warum ich den armen Gestalten nicht endlich sage, dass sie mich nicht mehr anrufen sollen! Hallo?? Wer sollte dann bitte in der ersten grossen Pause meine Mathehausaufgaben machen??? Am Besten war da eigentlich mein Dad… der ist nämlich nie ans Telefon gegangen. Und wenn, dann wurde nur ein „Jennie ist nicht da“ ins Telefon geknurrt und aufgelegt. Da gab es kein „könnten Sie ihr ausrichten, dass“ oder die Beantwortung der Frage „wann kommt Jennie denn wieder?“, das höchste der Gefühle war dann noch ein „Wiederhören“. Panik breitete sich aus, wenn mein 7 Jahre jüngerer Bruder ans Telefon rannte...Erkläre mal einem kleinen Butscher, dass er einen Fremden am Telefon belügen soll, nur weil seine Schwester nicht mit ihm sprechen möchte. Ich habe es oft versucht, mit Bestechungs-Naschereien oder Sklaven-Diensten, aber jedes Mal sprudelte übereifrig "Ich soll sagen, dass Jennie nicht da ist." aus seinem kleinen Mund.
Ich hatte dann in meiner ersten Wohnung auch mal einen Anrufbeantworter. Ganze drei Wochen. Die Ansage war schon das Gestörteste überhaupt. So habe ich in der Regel keine netten Standard-Begrüssungstexte draufgesprochen, sondern Informationen.
„Tanni, wir fahren jetzt erst mal zu Julia, komm dann halt nach und bring den Asti mit und noch zwei Schachteln Kippen, bis gleich, ach ja, du fährst!!“ Oder wenn man mal wütender war „Lars, wähle nie wieder diese Nummer, ruf mich nie wieder an, vergiss mich am Besten, du geisteskranker Vollidiot!!“
Unangenehm wurde es dann, wenn man den AB „auf laut“ gestellt hatte und man schön mit dem neuen heissen Typen auf der Couch sass, gerade kurz vom Knutschen war und dann plötzlich irre laut die pöbelnde Stimme von Lars in der Wohnung erschallte, der seine ganz persönlichen Hasstiraden los liess. Oder der Anruf der Mutter, die eigentlich überhaupt nichts zu sagen hatte und nur mal gucken wollte, ob man daheim wäre und ob es einem auch gut ginge und ob man noch mal dieses versaute Buch „die perfekte Liebhaberin“ mitbringen könnte, natürlich nicht ohne das obligatorische Gackern am Ende der Ansage zu platzieren.
So konnte ich eigentlich kaum glauben, dass jemand noch so etwas hat. Erst recht nicht im Handyzeitalter. Aber… ich wurde am Wochenende eines besseren belehrt und habe festgestellt, es gibt sie tatsächlich noch, diese knarzenden Ansagen mit dem klassischen Rauschen und der einfachen Mitteilung „ich bin gerade nicht da, sprecht mir ne Nachricht aufs Band oder probiert es auf dem Handy.“ Was für eine Logik… Das macht man dann doch sowieso! Ich frage mich wirklich, was man mit Anrufbeantworter noch anfangen soll. Huch, ein Grund fällt mir tatsächlich gerade ein… Wenn man verliebt ist, kann man sich immer und immer wieder die Ansage des Herzallerliebsten anhören. Wiiiieee schööön…
Frau Settergren - 17. Mär, 14:09