Long Distance.
Long Distance I
Du hast keine Lust mehr, jedes Wochenende in den Flieger zu steigen und bist genervt von dem Verlust deines sozialen Umfelds. Niemand lädt dich mehr ein, weil du entweder nicht in der Stadt bist oder stundenlang vor dem Laptop hängst, um mit deinem Liebsten zu sprechen. Dein Sexleben spielt sich online ab und nennt sich jetzt “Cam-Sex” und es muss dir reichen, deinen Partner am anderen Ende stöhnen und schwer atmen zu hören. Du hast mehr Sex mit dir selbst als in der Hochphase deiner Pubertät und findest das bedenklich. Du siehst krank aus, weil du kaum noch das Haus verlässt, deine Nachbarn spekulieren über deinen Tod und bist du traurig, bekommst du virtuelle Umarmungen, die durch “Klammer auf hug Klammer zu” ausgedrückt werden. Hast du dich früher über den aufgeregten Anruf im noch rollenden Flugzeug gefreut, findest du heute, dass der doch Zeit bis zum Passport Check hat. Dauert sowieso wieder alles ewig da.
Das spannende Neu-Kennenlernen bei jedem Besuch nervt dich, weil es keine echte Nähe entstehen lässt und du denkst die ersten Tage immer noch, du würdest neben einem Fremden schlafen. Sobald du dich eingewöhnt hast, geht es schon wieder nach Hause und das Spielchen geht von vorn los. Hast du früher einen Hechtsprung über den Tisch gemacht, nur weil das Skype-Geräusch ertönte, welches eine neue Nachricht ansagte, lässt du heute Anrufe ins Leere klingeln. Redet das Gegenüber ohne Punkt und Komma im Maschinengewehr-Tempo schriftlich auf dich ein, kochst du ganz in Ruhe die Nudeln fertig um dann mit einem “Aha.” zu antworten. Du bist müde, du bist gelangeweilt. Und das ist kein Wunder, denn auch wenn man vielleicht intensiver und ehrlicher miteinander spricht – man sitzt sich ja schließlich nicht gegenüber -, reicht das nicht aus, um echte Nähe und Erinnerungen zu ersetzen. Du weißt, dass durch das Lesen besonders schöner Chat-Protokolle keine echten Erinnerungen entstehen können. Und gehst offline.
Long Distance II
Du räumst das Geschirr vom Tisch und spülst die Pfannen und Töpfe. Allein. Es läuft irgendein Oldie von Otis Redding und du versuchst krampfhaft, die Tränen zurück zu halten. Dein Goldstück bekommt davon nichts mit, es sitzt bereits wieder an seinem Laptop. Früher habt ihr gemeinsam abgewaschen, herumgealbert und manchmal, in wirklich guten Momenten, wurde eine spontante Engtanzfete in der heimischen Küche abgehalten. Während du früher im Auto laut mitgesungen hast und er darüber lachte, starrst du heute still aus dem Fenster. Du hörst zu, wenn er vorm Einschlafen über dies und das spricht, doch wenn du noch was sagen möchtest, fällt er dir mit einem “Gute Nacht” ins Wort. Gehst du über die Straße, greift deine Hand nicht mehr, suchend nach Sicherheit, nach seiner und wirst du eingeladen, fragt niemand mehr ob du ihn mitbringst.
Du ziehst die Traurigkeit wie einen dieser Holzhunde mit Knarz-Geräusch hinter dir her und hast Angst, dem Wahnsinn zu verfallen. Es kommt immer häufiger vor, dass du heimlich über dich lachst und weniger heimlich die Augen hinter seinem Rücken verdrehst. Du hast das Bedürfnis, dringend ein Übersetzungsprogramm auf dein Iphone zu laden, denn du verstehst ihn oft nicht. Egal wie schief du den Kopf legst und wie genau du zuhörst, du kannst ihm nicht mehr folgen. Urlaube werden getrennt voneinander gebucht und Geburtstage verlieren an Wichtigkeit. Du bist allein weniger gelangweilt als zu zweit und vermisst ihn mehr denn je, obwohl er, deine Hand haltend, neben dir liegt. Und gehst online.
Du hast keine Lust mehr, jedes Wochenende in den Flieger zu steigen und bist genervt von dem Verlust deines sozialen Umfelds. Niemand lädt dich mehr ein, weil du entweder nicht in der Stadt bist oder stundenlang vor dem Laptop hängst, um mit deinem Liebsten zu sprechen. Dein Sexleben spielt sich online ab und nennt sich jetzt “Cam-Sex” und es muss dir reichen, deinen Partner am anderen Ende stöhnen und schwer atmen zu hören. Du hast mehr Sex mit dir selbst als in der Hochphase deiner Pubertät und findest das bedenklich. Du siehst krank aus, weil du kaum noch das Haus verlässt, deine Nachbarn spekulieren über deinen Tod und bist du traurig, bekommst du virtuelle Umarmungen, die durch “Klammer auf hug Klammer zu” ausgedrückt werden. Hast du dich früher über den aufgeregten Anruf im noch rollenden Flugzeug gefreut, findest du heute, dass der doch Zeit bis zum Passport Check hat. Dauert sowieso wieder alles ewig da.
Das spannende Neu-Kennenlernen bei jedem Besuch nervt dich, weil es keine echte Nähe entstehen lässt und du denkst die ersten Tage immer noch, du würdest neben einem Fremden schlafen. Sobald du dich eingewöhnt hast, geht es schon wieder nach Hause und das Spielchen geht von vorn los. Hast du früher einen Hechtsprung über den Tisch gemacht, nur weil das Skype-Geräusch ertönte, welches eine neue Nachricht ansagte, lässt du heute Anrufe ins Leere klingeln. Redet das Gegenüber ohne Punkt und Komma im Maschinengewehr-Tempo schriftlich auf dich ein, kochst du ganz in Ruhe die Nudeln fertig um dann mit einem “Aha.” zu antworten. Du bist müde, du bist gelangeweilt. Und das ist kein Wunder, denn auch wenn man vielleicht intensiver und ehrlicher miteinander spricht – man sitzt sich ja schließlich nicht gegenüber -, reicht das nicht aus, um echte Nähe und Erinnerungen zu ersetzen. Du weißt, dass durch das Lesen besonders schöner Chat-Protokolle keine echten Erinnerungen entstehen können. Und gehst offline.
Long Distance II
Du räumst das Geschirr vom Tisch und spülst die Pfannen und Töpfe. Allein. Es läuft irgendein Oldie von Otis Redding und du versuchst krampfhaft, die Tränen zurück zu halten. Dein Goldstück bekommt davon nichts mit, es sitzt bereits wieder an seinem Laptop. Früher habt ihr gemeinsam abgewaschen, herumgealbert und manchmal, in wirklich guten Momenten, wurde eine spontante Engtanzfete in der heimischen Küche abgehalten. Während du früher im Auto laut mitgesungen hast und er darüber lachte, starrst du heute still aus dem Fenster. Du hörst zu, wenn er vorm Einschlafen über dies und das spricht, doch wenn du noch was sagen möchtest, fällt er dir mit einem “Gute Nacht” ins Wort. Gehst du über die Straße, greift deine Hand nicht mehr, suchend nach Sicherheit, nach seiner und wirst du eingeladen, fragt niemand mehr ob du ihn mitbringst.
Du ziehst die Traurigkeit wie einen dieser Holzhunde mit Knarz-Geräusch hinter dir her und hast Angst, dem Wahnsinn zu verfallen. Es kommt immer häufiger vor, dass du heimlich über dich lachst und weniger heimlich die Augen hinter seinem Rücken verdrehst. Du hast das Bedürfnis, dringend ein Übersetzungsprogramm auf dein Iphone zu laden, denn du verstehst ihn oft nicht. Egal wie schief du den Kopf legst und wie genau du zuhörst, du kannst ihm nicht mehr folgen. Urlaube werden getrennt voneinander gebucht und Geburtstage verlieren an Wichtigkeit. Du bist allein weniger gelangweilt als zu zweit und vermisst ihn mehr denn je, obwohl er, deine Hand haltend, neben dir liegt. Und gehst online.
Frau Settergren - 7. Dez, 22:20
Danke!