8
Apr
2008

Losing control

Optiwell control. Das habe ich jetzt mal ausprobiert, weil die Frauen in der Werbung gesagt haben, sie hätten davon abgenommen. Muss ich natürlich nicht, dieses Abnehmen. Aber der Sommer kommt bestimmt und wenn er nicht nach Hamburg kommt, dann komme ich eben zum Sommer, aber das ist ein anderes Thema. Also zog ich los und suchte Optiwell control in den Kühlregalen des Supermarktes meines Vertrauens. Aber: das haben gar nicht so viele Supermärtke! Entweder war es aus, klar, viele Frauen denken so wie ich - warum in die Muckibude laufen, wenn man doch morgens nur so einen kleinen Zaubertrank zu sich nehmen muss? - oder die haben das Wundermittel gar nicht im Sortiment. Gestern war es aber so weit, im völlig überteuerten Supermarkt in der Innenstadt fand ich es. Ich entschied mich für die Sorte Himbeer, da in der Werbung schon bei Pfirsich gesagt wurde: "Hmmm schmeckt lecker!" und da ich Himbeere weitaus lieber mag als Pfirsich, musste es sich hierbei um einen Geschmacksorgasmus handeln! Am liebsten hätte ich mir direkt schon an der Kasse so ein Ding reingezogen, aber man soll das ja morgens trinken. Dann kann sich die fast schon breiige Masse schön im Bauchlein ausbreiten und durch irgendeine Reaktion verhindern, dass Hunger entsteht. Ich frühstücke nie. Ich weiß, Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages bladibla, ich tue es aber nicht. Ich bin froh, wenn ich meine Beine einigermaßen zum Bus koordnieren kann, wenn ich dabei auch noch essen müsste... undenkbar! Heute morgen war es also soweit... ich rannte direkt zum Kühlschrank und nahm den ersten Schluck meines Optiwell control Himbeergeschmack. Urgs... na ja... irgendwie hat mich das an dickflüssiges Sperma erinnert. Aber das hat Actimel natur vor einigen Jahren auch schon geschafft. Ich konzentriere mich auf die Himbeere, die ja da drin zerhackstückelt wurde und trinke. Schmeckt nicht so toll... die Konsistenz find ich auch irgendwie ekelig. Buttermilchspermaactimelähnlich. Egal, schlankes Indianerherz kennt keinen Schmerz oder Ekel und ab dafür. Mittlerweile habe ich das Zeug schon 4 Stunden in meinem Bauch und weil ich nun ständig in ihn hineinhorche, ob ich Hunger habe und auch andauernd darüber nachdenke: "Habe ich schon Hunger?" habe ich jetzt tatsächlich Riesenhunger.. ich geh gleich los und kauf mir ne Currywurst. Und danach trinke ich dann noch mal so ein Ding, viellleicht ist mein Körper anders und das wirkt nur nachmittags bei mir? Oder nachts im Vollmondschein, wenn ein laues Lüftchen weh und die Glockenturmuhr 12 Mal schlägt? Ich werde berichten.

6
Apr
2008

Stil

"du kannst aus keiner Nummer mit Stil heraus gehen!" wurde mir neulich gesagt. Seit dem denke ich darüber nach. "Was bringt es mir, wenn ich etwas mit Stil mache, ich aber lieber total ausrasten würde?" Macht man natürlich nicht. Das weiß ich auch. Aber wenn ich das alles runterschlucke, dann bekomme ich vielleicht Krebs und muss sterben, nur weil ich mit Stil aus einer Sache rausgehen will? Dann steht auf meinem Grabstein: "Viel zu früh bist du von uns gegangen... aber mit Stil!" Manchmal, wenn man tiefe Emotionen für jemanden hat, dann flippt man einfach aus. Man sagt doch auch nicht umsonst, die Menschen, die man am meisten liebt, verletzt man auch am meisten. So ist das nun mal, ich habe die Regeln nicht gemacht, denn wenn ich sie gemacht hätte, hoohoo, dann sähe hier aber einiges anders aus!! Man muss manchmal ausflippen... So wie geschehen. Erst nur ein Wenig, welches sich - kurz und prägnant - in einer Sms direkt im Anschluss eines unerquicklichen Telefonats äußerte: ARSCHLOCH.
Sagt man ja nicht. Zu Niemandem. Außer leise beim Autofahren, weil die das alle nicht so gut können wie man selbst. Aber wie soll man das abschwächen? Herr Arschloch? Klingt nicht wirklichl höflicher, lediglich distanzierter. Aber ich glaube ich gewöhne mir das mal an.

17
Mrz
2008

Anrufbeantworter

Wer hat eigentlich heutzutage noch einen Anrufbeantworter? Und wozu? Also ich kann mich an meine Jugendzeit erinnern und weiss genau, dass meine Eltern eigentlich gerne einen Anrufbeantworter gehabt hätten. Schuld daran war, natürlich, wie sollte es anders sein, ich. Wie oft rief irgendein „Typ“ an, mit dem ich gar nicht sprechen wollte und meine Eltern haben es verpeilt… tausende Male! Da half ein detailliertes Briefing am Wochenanfang rein gar nichts.
„Mama, wenn der Dennis anruft, dann bin ich AUF JEDEN FALL da, hörst du? Da darfst du auch nicht sagen, Jennie macht gerade Hausaufgaben oder ist bei Spar einkaufen!! Und wenn schon einkaufen dann natürlich in der Stadt, um die ultracoolen weissen Reebocks oder ne neue Levis in hellblau zu erstehen! Auf gar keinen Fall, unter KEINEN UMSTÄNDEN darfst du sagen, dass ich gerade aufm Klo oder beim Kieferorthopäden bin!!! Auf keinen Fall, Mama!!!“
Oder eben anders rum… damals hatte man ja noch kein Handy, logischerweise dann auch keine Handynummer, die man jemandem nicht geben konnte. Und in dieser altmodischen Zeit standen die gutbürgerlichen Eltern natürlich im Telefonbuch. Falls mal „was ist“ und jemand muss uns erreichen, gell! Jaaa… dass ich aber dadurch für ca. eine Fantasttrilliarde Spacken ebenso erreichbar wurde, interessierte das Elternpaar genau genommen einen Scheiss Null.
Und so fing es dann an:
„Also, wenn Christian, Thomas, Alex, Basti oder Lars anrufen: ich bin NICHT da! Und ich werde vermutlich auch nie mehr da sein! Ich bin ausgezogen, ihr wisst nicht wohin, lasst Euch halt was einfallen! Aber Vorsicht! Bei Lars Neumann bin ich nicht da, bei Lars Andersen aber auf jeden Fall!“
So kam es dann, dass zwei Listen neben dem Telefon hingen. Mit Namen all der heissen Teile Glücklichen oder Vollversagern Unglücklichen, die bei uns anriefen. Komischerweise fand meine Mutter immer diejenigen „sooo nett“, die auf der „NEIN-Liste“ standen. Meine Mutter blühte auf, die Unglücklichen bekamen quasi eine kleine Betreuung dazu. Tröstende Worte, wenn der 8.354 Anruf wieder unbeantwortet blieb. Tröstende Worte bekam ich von ihr nie. Ich bekam eher einen Einlauf, warum ich den armen Gestalten nicht endlich sage, dass sie mich nicht mehr anrufen sollen! Hallo?? Wer sollte dann bitte in der ersten grossen Pause meine Mathehausaufgaben machen??? Am Besten war da eigentlich mein Dad… der ist nämlich nie ans Telefon gegangen. Und wenn, dann wurde nur ein „Jennie ist nicht da“ ins Telefon geknurrt und aufgelegt. Da gab es kein „könnten Sie ihr ausrichten, dass“ oder die Beantwortung der Frage „wann kommt Jennie denn wieder?“, das höchste der Gefühle war dann noch ein „Wiederhören“. Panik breitete sich aus, wenn mein 7 Jahre jüngerer Bruder ans Telefon rannte...Erkläre mal einem kleinen Butscher, dass er einen Fremden am Telefon belügen soll, nur weil seine Schwester nicht mit ihm sprechen möchte. Ich habe es oft versucht, mit Bestechungs-Naschereien oder Sklaven-Diensten, aber jedes Mal sprudelte übereifrig "Ich soll sagen, dass Jennie nicht da ist." aus seinem kleinen Mund.

Ich hatte dann in meiner ersten Wohnung auch mal einen Anrufbeantworter. Ganze drei Wochen. Die Ansage war schon das Gestörteste überhaupt. So habe ich in der Regel keine netten Standard-Begrüssungstexte draufgesprochen, sondern Informationen.
„Tanni, wir fahren jetzt erst mal zu Julia, komm dann halt nach und bring den Asti mit und noch zwei Schachteln Kippen, bis gleich, ach ja, du fährst!!“ Oder wenn man mal wütender war „Lars, wähle nie wieder diese Nummer, ruf mich nie wieder an, vergiss mich am Besten, du geisteskranker Vollidiot!!“
Unangenehm wurde es dann, wenn man den AB „auf laut“ gestellt hatte und man schön mit dem neuen heissen Typen auf der Couch sass, gerade kurz vom Knutschen war und dann plötzlich irre laut die pöbelnde Stimme von Lars in der Wohnung erschallte, der seine ganz persönlichen Hasstiraden los liess. Oder der Anruf der Mutter, die eigentlich überhaupt nichts zu sagen hatte und nur mal gucken wollte, ob man daheim wäre und ob es einem auch gut ginge und ob man noch mal dieses versaute Buch „die perfekte Liebhaberin“ mitbringen könnte, natürlich nicht ohne das obligatorische Gackern am Ende der Ansage zu platzieren.
So konnte ich eigentlich kaum glauben, dass jemand noch so etwas hat. Erst recht nicht im Handyzeitalter. Aber… ich wurde am Wochenende eines besseren belehrt und habe festgestellt, es gibt sie tatsächlich noch, diese knarzenden Ansagen mit dem klassischen Rauschen und der einfachen Mitteilung „ich bin gerade nicht da, sprecht mir ne Nachricht aufs Band oder probiert es auf dem Handy.“ Was für eine Logik… Das macht man dann doch sowieso! Ich frage mich wirklich, was man mit Anrufbeantworter noch anfangen soll. Huch, ein Grund fällt mir tatsächlich gerade ein… Wenn man verliebt ist, kann man sich immer und immer wieder die Ansage des Herzallerliebsten anhören. Wiiiieee schööön…

5
Feb
2008

All you need is love... war mal!

Liebe. Nichts liegt einem so schwer im Magen wie die Liebe. Nichts ist so schwer verdaulich. Da hilft kein Rennie, da hilft kein Magenbitter. Da hilft nichts. Es gibt tausend Lieder über die Liebe (Liebeskummer lohnt sich nicht my darling I just called to say i love you) und eine fantasttrilliarde Bücher. Anleitungen, wie man ihn bekommt, Anleitungen, wie man den nervigen Spacken ihn wieder los wird. Und wie man drüber hinweg kommt, wenn man selbst losgeworden wurde. Quasi.
„How to mend a broken heart“. Selbst diese Lektüre hilft nicht. Man kann in 30 Sprachen darüber sprechen, mit den verschiedensten Menschen. Aber am Ende ist es immer so: Entweder man wird geliebt oder man wird es nicht. Egal wie man aussieht, egal was für ein Arschloch man sein kann. Und das passiert eben nicht andauernd. Die Liebe ist kein Fliessbandprodukt. Die Liebe wird mit Liebe gemacht, vorsichtig unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hergestellt. Sobald man zu sehr drückt, quetscht, hart oder unvorsichtig ist… kann sie kaputt gehen. Und sie entsteht gar nicht erst, wenn man zwingt.
Warum ist es immer noch so: Was ich nicht haben kann, will ich unbedingt? Und habe ich es dann, verliert es den Reiz? Wie dumm und einfach sind wir Menschen konzipiert, dass wir das Wesentliche einfach übersehen. Finde einen Menschen, bei dem du durch und durch ein gutes Gefühl hast. Finde einen, dem du genau das gleiche Gefühl auch gibst. Ohne Ängste. Aber wie? Man gibt so schnell auf, ist es nicht von Anfang an perfekt. Kleine Stolpersteine machen die Liebe doch erst liebenswert. Aber heutzutage wird die berühmte Flinte so schnelll ins Korn geschmissen, dass selbst der Dachs im Feld nicht ausweichen kann.. Ständig lassen wir uns ablenken, von den vielen Gelegenheiten… wir sind ja so jung und „das“ machen doch alle. Ja vielleicht… Auf jeden Topf passt ein Deckel… ja aber Töpfe werden nach Vorlagen hergestellt, es sind meistens Einheitsgrössen. Was, wenn ich in keine Vorlage passe? Werde ich immer nur ein unförmiger Topf ohne Deckel bleiben? Werde ich am Ende nur den Sinn haben, unter undichte Dächer gestellt zu werden, um den Regen aufzufangen?! Na ja… wenigstens hab ich da Gesellschaft von anderen deckellosen Töpfen, Kannen und Eimern. In diesem Sinne… KOMMUNE!

14
Aug
2007

Übers Ausgehen, Anbaggern und Abhauen

Nettes, gemischtes Beisammensein. Die Kerle knabbern an den ekelhaftesten Kabanossis, die ich je gesehen habe und die Mädels stopfen eimerweise Nachos mit Käsesauce in sich hinein. Es ist alles so entspannt und friedlich. Bis Lara folgenden Kommentar in die Runde schmeisst und die Ruhe jäh unterbricht:
„Ey, ihr Männer geht nur aus einem Grund am Wochenende feiern!“ Kollektives Glotzen. Keiner wagt es, nach dem Grund dieser doch sehr provokanten Feststellung zu fragen (weiss doch jeder, was als Antwort kommen wird.)
Aber Lara braucht gar keine Frage. Sie schmettert direkt hinterher:
„Weil ihr ficken wollt. Ihr wollt eure dummen Schwänze wieder mal in was Neues halten. Deshalb geht ihr feiern. Nur aus diesem Grund. Ihr wollt angehimmelt werden und scoren (neuer Anglizismus. Einsetzbar für „poppen“). Das ist alles.“
Leider war das dann nicht alles. Es wurde eine zähe Diskussion losgetreten, warum Männer und auch Frauen am Wochenende ausgehen. Weshalb ich wieder ausgegrenzt wurde und gesagt wurde:
„Bei Settergren ist das was anderes. Die trifft ihre Männer eher im eigenen Treppenhaus oder beim drögen Spazierengehen. Sie geht feiern, um ihre neuen Klamotten zu präsentieren, ihre Schuhe zu ruinieren, ihren Vorsatz, nie wieder zu trinken und zu rauchen einzustampfen, zu tanzen, grauenvoll Karaoke zu singen und dann am Ende den Taxifahrer in tausend Sprachen voll zudröhnen und Julianes Klo voll zukotzen.“Danke. Ich habe seit ca. 11 Jahren nicht mehr gekotzt! Aber ist das echt so?! Also nicht dieser ganze Quatsch, der sich auf mich bezieht, sondern die Unterstellung, dass Männer nur aus diesem einen Grund ausgehen?

Ich denke an einen bestimmten Abend im „goldenen Schnitt“, der schon etwas länger zurück liegt. Normalerweise finde ich den Laden grauenvoll. Dort gibt es so viele leichte Mädchen. Die eine Hälfte ist leicht aufgrund ihres Körpergewichts, die andere Hälfte ist leicht zu haben. Wobei das sogar mehr als die Hälfte ist. Ist ja auch egal… Die Kerle kommen mir vor als hätten sie sich von ihrem Monatsgehalt mal einen richtig teuren Anzug geleistet. Dass dafür aber nur noch Wasser und Brot und vielleicht ein angeschimmelter Käse im Kühlschrank als Nahrung vorhanden sind, nehmen sie tapfer in Kauf. Im golden Cut treffen also meistens die Mädels, die reich heiraten wollen und vorgeben, eine Prinzessin und keine billige Schlampe zu sein auf die Männer, die nett ein bisschen pimpern wollen und vorgeben, reich zu sein. Wie ernüchternd es sein muss, wenn man als Möchtegern-Prinzessin nach einer sexuell ausschweifenden Nacht aufwacht und im Flur seines vermeintlich guten Fanges die ganzen Victory und Dockers Schuhe stehen sieht. Ja ja meine Mama hat immer gesagt: „Kind, achte immer auf die Schuhe! Einen Anzug kann sich jeder irgendwie kaufen, aber gute Schuhe, die sind teuer.“

Aber zurück zum Thema. Ich bin also im Club. Eine Bekannte der Kategorie „Die kenn ich eigentlich gar nicht!!“ stürmt auf mich zu. „Duuu hier? Mensch, wir haben uns ja eeewig nicht gesehen! Wie geht’s dir denn??“ Ich komme aber gar nicht mehr dazu, die Floskel-Frage zu beantworten, weil sie gleich weiterplappert: „Stell dir vor, wir sitzen da hinten mit den HSVern. Die sind ja so geil.“ Ja. Geil im Weiber abschleppen und Ehefrauen betrügen. Darin sind sie in der Tat geil. Ich würde sogar mal sagen, die Geilsten.
„Ich hab mir da schon einen ausgeguckt, drück mir die Daumen.“ Ächz. Wofür soll ich die Daumen drücken? Dafür, dass ihr heute ungeschützten Verkehr habt und du ihn 18 Jahre lang ausnehmen kannst? Dass du in die überaus anspruchsvolle Bild-Zeitung kommst? Dass sich besagter Fussballer in dich verknallt und du dann jedes zweite Wochenende mit deinem kleinen Ärschchen auf der Tribüne sitzt und ihm zuwinkst, dass gleichzeitig aber in jeder anderen Stadt 15 weitere Frauen vor der Glotze hängen und IHM die Daumen drücken? Ich weiss nicht, für was genau ich die Daumen drücken soll, ich entscheide mich aber dafür: Ich drücke dir die Daumen, dass Gott wenigstens ein bisschen Hirn vom Himmel fallen lässt und du das grosse Glück hast, etwas davon abzubekommen. Ich grinse Dumm-Dumm-Geschoss aber nur an und lächle. „Viel Spass!“ sage ich, obwohl mir ein: „Laaaauuuuuf!“ viel eher auf der Zunge liegt.

Ich brauche jetzt erst mal einen Drink. Ich schiebe mich zur Bar. Ah, ein süsser Barkeeper. Sehr gut. Wenigstens etwas fürs Auge. Ich bestelle einen Martini und während ich warte, lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich merke, wie mich jemand fixiert. Ich blicke zur Seite und richtig, mein Gefühl täuscht mich nicht. Ein dicklicher Kerl, einem Schweinchen nicht unähnlich, mit Zigarre und Sektkübel vor seinem verschwitzten Bauch, in welchem sich zwei Moet & Chandons befinden. Er versucht ein Lächeln. Das macht ihn noch hässlicher. Ich schaue weg. Bloss nicht hingucken, wenn du nur eine Sekunde aus Versehen und absolut zufällig in die Richtung guckst, steht der wie David Copperfield plötzlich neben dir. Mein Drink kommt. Gott sei Dank. Ich bezahle. Und wie es nun mal in der Natur des Menschen liegt, immer dahin gucken zu müssen, wohin man nicht gucken sollte (so wie Lea damals zur Salzsäule wurde), gucke ich noch mal in die Richtung. Zigarren-Schweinchen hat nur darauf gelauert. Denn sofort schnellt seine Hand hoch und er zeigt auf seinen Champagner. Ich gucke noch schneller wieder weg und gehe zu den anderen. Ich nippe an meinem Drink und bin schon jetzt gelangweilt… Die Musik ist typischer Frisösen-House (ich weiss, es müsste korrekterweise Frisörinnen-House heissen) und ich sehe, wie Schweinchen Dick mit seinen ebenfalls beschissenen peinlichen Freunden abgeht. Oh Gott, wie ich es hasse. Der starrende Moppel und seine Freunde reissen die Arme hoch und machen komische Jaul-Geräusche und bewegen ihre etwas massigeren Körper unkoordiniert zur Musik. Nebenbei guckt er immer zu mir, um zu gucken, ob ich auch gucke.

Es tut mir leid, wenn ich da oberflächlich und zickig bin, aber ich kriege Wut. So richtig. Ich drehe mich angewidert um. Und exe meinen Martini. Ab auf die Tanzfläche. Da habe ich wenigstens meine Ruhe. Denke ich. Aber ich habe falsch gedacht. Moppel entert mit zwei Freunden die Tanzfläche. Und steuert direkt auf mich zu. Ich ahne einen Angriff. Bevor es so weit kommt, ergreife ich die Flucht. Ich verziehe mich mit meiner Freundin in die hinterste Ecke. Wir bestellen gleich in vierfacher Ausführung und sinnieren über das Leben danach und über diese ganzen komischen Leute. Ich sehe die dumme Bekannte, wie sie noch dümmeren HSV-Spieler im Ohr herumleckt, während dieser sich angeregt mit einer drallen Blondine unterhält und dabei schon fast in ihrem Ausschnitt versinkt. Jemand tippt mir auf die Schulter. Da ich nicht mehr ganz allein bin, versuche ich einigermassen grazil die Drehung auf dem unbequemen Barhocker. Der Moppel. „Hier steckst du ja. Ich habe dich schon gesucht.“

BIT-TE? Hat er das wirklich gesagt? Ich schäme mich schon jetzt zu Tode und frage mich dabei, wie dieser hässliche Mongo darauf kommt, mich an zu graben. Ich meine… MICH?! Hat der Zuhause keinen Spiegel? (ich weiss, ich wirke gerade eingebildet. Bin es wahrscheinlich dann auch, aber ich muss das hier authentisch rüberbringen.) Ich bin wütend. Das ist nicht gut, denn wenn ich wütend bin, habe ich die grosse Gabe, Männer zu provozieren. Also nicht nur so ein bisschen, sondern richtig. Was in der Situation nicht gut ist. Ganz und gar nicht. Ausser Atem sagt er: „Wir stehen dahinten so ein bisschen rum, trinken Champagner und haben Spass. Komm doch mit deiner Freundin rüber!“ Meine Freundin guckt entsetzt. Ich sage (sehr originell…): „Ich mag keinen Champagner.“ Er: “Du kannst was anderes haben." Ich: „ich mag nichts anderes.“ Er: „Du kannst haben was du willst.“ Ich: „Dann hätte ich jetzt gern meine Ruhe.“ Moppel lacht. Und legt seine Patschhand auf meine Schulter. „Wir haben ne Limo und düsen gleich noch weiter. Weißt du, so ein bisschen hier und da, Spass haben und so… ganz easy.“ Alter, du kannst dich mal ganz easy verpissen du hässlicher Breitarsch, wie du mir auf die Nerven gehst.

Ich sage: „Sehe ich aus wie ne russische Nutte oder wie ein Mädchen, das kein Geld hat? Habe ich einen Blindenstock dabei oder signalisiert dir sonst irgendwas, dass ich blind sein könnte?“ Er: „ich verstehe nicht…“ Ich: „Jetzt pass mal auf… ich weiss nicht, was für Drogen du konsumiert hast, die dir einen solchen Höhenflug bescheren, aber du gehst jetzt zu deinen peinlichen Freunden zurück und lässt mich bitte in Ruhe.“ Er: „ich mag es, wenn Frauen sich zieren.“ Das darf doch nicht wahr sein… zieren? Das ist doch kein Zieren mehr, das ist ja schon verzweifelt um sich schlagen!! Wir stehen auf. Lassen ihn stehen. Das ist die einzige Möglichkeit, einigermassen stilvoll aus der Nummer herauszukommen. Sonst habe ich am Ende wieder Lokalverbot und mein Papa muss die lädierte Innenausstattung zahlen. An der Garderobe rennt mir Moppel hinterher. „Ich weiss, ich war irgendwie blöde, hier meine Nummer. Vielleicht rufst du ja mal an.“ Selbst wenn du der letzte Mann auf der Welt wärst, ich unbedingt ein Kind haben möchte und es keine Samenbänke mehr gibt, niemals würde ich das tun. Aber ich nehme sie. Um meine Ruhe zu haben. Und lächle sogar. Ich will nur noch raus. Raus raus raus an die Luft. Ich atme tief ein. Fühle mich gleich viel besser. Während wir aufs Taxi warten, torkelt mir die Bekannte von vorhin in die Arme. „Hey… hast du den HSVer gesehen? Der hat mich stehen lassen…“ Sie tut mir irgendwie leid. Ich weiss nicht, was mich reitet, aber ich sage: „ja ich habe ihn gerade noch gesehen. Er musste weg. Aber hier, seine Nummer… die soll ich dir geben.“ Und drücke ihr Moppelchens Nummer in die Hand.

Jeden Tag eine gute Tat, würde ich mal sagen. Und in den goldenen Schnitt kriegen mich keine zehn Pferde mehr.

12
Mai
2007

Haben Sie kurz Zeit?

Ich wollte ja eigentlich nur ganz ganz kurz in mein Einkaufszentrum um die Ecke, um frisches Obst und Fladenbrot zu kaufen. Ich bin sogar extra mit halb zugekniffenen Augen wie eine Behinderte Blindschleiche durch das riesige Gebäude gelaufen, um eben nicht all die schönen Sachen in den Schaufenstern zu sehen, um dann „nur mal ganz ganz kurz ‚nen Fuss rein zu setzen, die Hose gibt es ja bestimmt eh und sowieso schon mal gar nicht in meiner Grösse!“. Ich will und werde standhaft bleiben und kurz vorm Urlaub nicht wieder einem Shopping-Rausch verfallen. Nein nein nein. Aber zu Douglas musste ich trotzdem, denn mein Juicy Tube ist schon so lang leer und ich habe einfach keinen vergleichbaren Lipgloss aufgetan. So stiefel ich also tapfer und ein wenig grobmotorisch mit eingeschränktem Sehvermögen hinein ins Wunderland. Douglas. Ich habe übrigens mal gehört, dass Douglas zu Scientology gehören soll. Das könnte dieses völlig abwesende, starre und unechte Lächeln der Verkäuferinnen erklären. Diese unheimlichen Wesen, geschminkt wie zu Fasching, mit ihren altmodischen Halstüchern und den quietschpinken Kostümen. Die meisten tragen schicke, künstliche Fingernägel, mit dem völlig überholten „French-Look“ und die ganz modebewussten Damen unter ihnen tragen Glitzersteine und Schmetterlinge auf den kleinen Nägeln. Das Highlight, das ich heute zu Gesicht bekommen sollte, war eine Art Piercing mit Mini-Kette durch den Nagel des kleinen Fingers. Wahnsinn! Also das nenne ich Kreativität. Hurenlook auf seriös kann man sagen. Ich mache mich möglichst klein und versuche, von keinem dieser ferngesteuerten Roboter entdeckt zu werden. Ich greife mir zielsicher meine Sorte am Lancome Stand und checke die am wenigsten gefährliche Route aus. Ich will gerade zur Bond Rolle ansetzen, da tippt mir jemand auf die Schulter.
Der Feind!!! Mayday, Mayday, ich wurde getroffen!
Kurz keimt in mir die Hoffnung auf, dass es sich vielleicht um eine entfernte Bekannte handelt oder von mir aus auch um den Hausdetektiv, der mir was unterstellen will. Aber nein… es ist tatsächlich eine Douglette Bodenstewardess im Parfum-Kosmetik-Flieger. Und statt einem Wasser oder einem pappigen Sandwich mit Käse wird sie mir jetzt hundertprozentig ein professionelles Showschminken anbieten. Ich drehe mich um. Meinen natürlichen Drang, zurück zu weichen, so wie wir Menschen das immer machen, wenn etwas extrem erschreckendes neben einem steht, habe ich unter Kontrolle.
„Haben Sie kurz Zeit?“ fiepst sie mich an.
Bekommen diese Frauen eigentlich neben Schmink-Kursen auch Sprachkurse? Wenn ja, die Verantwortlichen sollten beide Trainer wechseln.
„Zeit für was? Für die Total-Enstellung durch Ihre falsch manikürten Hände?“
„Neee eigentlich nicht…“
„Ach kommen Sie doch mal kurz hier mit zu meinem Kosmetikstuhl, ich zeige Ihnen das neue Make-up von Dior, das ist wirklich ganz ganz fantastisch!“
„Neee sorry!“ (ich versuche ein Lächeln.) „ich kann wirklich nicht..“
„Ich verspreche Ihnen, das geht ganz ganz schnell, kicher kicher kicher!“
(So muss es in der Herbertstraße sein.)
Widerwillig schlendere ich mit ihr zu diesem Ungetüm von Stuhl. Weil die Kasse dort in der Nähe ist. Ich bemerke die mitleidigen Blicke der Frauen, die das Glück haben, in der Schlange an der Kasse zu stehen. HELFT MIR DOCH! Aber keine wagt es, ihren Blick länger als 2 Sekunden auf das Szenario zu richten. Kurz bäumt sich mein Überlebenswille auf. Hier schnappt die Falle nicht zu, mich kriegst du nicht! Sie kramt mit ihren Klicker-Klacker-Nägeln in einer Schublade im Beistelltischchen herum.
„Hier! Darf ich Ihnen das mal auftragen?“
„Ich benutze kein Make Up!“
„oooh…. Das sollten Sie aber!“
Ihr kritischer Röntgenblick observiert mein Gesicht.
Ich haue ihr gehörig eins in die Fresse.
Ich drehe mich widerwillig zur Seite.
„Wir machen nur mal die eine Seite, das ist ein ganz, ganz leichtes Make Up, Sie werden begeistert sein!“
„Ja neee ist klar, wir machen hier nur die eine Seite oder was, und gleich seh’ ich aus wie der Terminator?“
„Entschuldigen Sie, ich hab’ dafür wirklich keine Zeit…“
Ich erwarte, dass Sie mir jetzt am Ärmel meiner Jacke zieht und in meiner Fantasie öffnet die Verkäuferin ihren Mund und hat riesige, messerscharfe Reisszähne und ein übler Gestank kommt heraus. Ich muss sie total anstarren, denn sie quietscht:
„Hallo? Ich kann Ihnen auch dazu die Augen schminken, dann sehen Sie mal richtig schön aus und Ihr Freund wird sich freuen.“
Ihr Freund wird sich freuen. Wie devot kann man sein? Hauptsache der Freund freut sich, wenn ich Beton im Gesicht habe und aussehe wie ein bislang unentdeckter Paradiesvogel. Mal davon ab, würde mein Freund sich ganz sicher nicht freuen. Ihrer schon, das ist ja klar. Sie kommt ganz nah und ich merke, dass sie nach viel zu penetrantem Parfum riecht. Dürfen die Angestellten nicht das Parfum benutzen, dass da so herum steht? Denn diese Dame riecht eindeutig nach irgend so einem Billigparfum von Budni. Mir wird schlecht und wahnsinnig heiss. Ich will da nicht sitzen, auf diesem Stuhl und ich will auch nicht mehr mit der Dame reden. Deshalb sage ich:
„Wissen Sie, ich kann mir dieses Make Up gar nicht leisten. Ich habe von meinem letzten Ostergeld dieses bisschen Obst und ein Fladenbrot gekauft. Dieser Lipgloss ist der Grund, weshalb ich die nächsten 2 Tage nichts zu essen habe.“
Miss Make-Up versucht ein schiefes, enttäuschtes Lächeln. Und wendet sich ohne ein nettes Wort einfach ab, einer 60 jährigen Oma zu. „Haben Sie kurz Zeit?“

12
Dez
2006

Krankheitsbericht

In den letzten drei Monaten war ich krank. Viel zu oft.
Aber selbst einer Allzeit-Kranken/ Hobby-Hypochonderin wie mir, eröffnete sich eine völlig neue Welt der Krankheiten.
Am Montag begann alles mit einem Kratzen im Hals.
„Keinen Grund zur Unruhe, mit dem unangenehmen Rachenreiz bist du ja schon SO (Fingerkreuz)!“
Lässig bat ich meine beste Freundin um ein paar Neoangin (Dorithricin ist natürlich auch hervorragend) und parkte eben diese durchgehend in meiner rechten Backentasche. Denn, oh Wunder, der Hals tat nur rechts weh. In der Nacht von Montag auf Dienstag wusste ich nicht, wie mir geschah. Ich wachte auf und dachte: “Heilige Mutter Gottes! WAS ist DAS???“
Wenn ich Anti-Christ die Heilige Mutter Gottes rufe, dann können sich die Menschen aus meinem näheren Umfeld sehr gut vorstellen, wie gross dieser Schmerz gewesen sein muss. Mein ungewöhnlicher Durst, der eigentlich nur eine bevorstehende Austrocknung bedeuten konnte, war nicht zu stillen, denn ich scheiterte schon kläglich beim lächerlich einfachen Versuch, meinen Speichelfluss herunter zuschlucken. Es ging wirklich nichts mehr. Mit Tränen in den Augen (vor Schmerz) torkelte ich in die Küche und suchte die Geheimwaffe: „Meditonsin.“ Ich exte sie, doch es half nichts.
Ich schob ein paar Schmerztabletten hinterher, doch mir war viel mehr nach Morphium oder Xanax. Tapfer versuchte ich, den Dienstag zu überstehen. Ich redete mir ein, dass diese Halsschmerzen doch gar nicht so schlimm wären, andere (wer sind eigentlich immer „andere“ oder auch sehr beliebt „die“??) bringen Kinder auf Feldern zur Welt oder spritzen sich selbst ihre Lippen vor dem heimischen Spiegel auf, da hauen mich doch diese Halsschmerzen nicht um. Iwooo.
Innerhalb weniger Stunden war mein kompletter Halsversorgungs-Tablettenetat aufgebraucht. Und Sie können mir glauben, der ist quasi unerschöpflich. Ein Schlaraffenland für Tablettenabhängige. Es gab nur eine Lösung: der Weg in die Apotheke. Im Auto packte mich die pure Verzweiflung… Da ich dummes Ding keinen Spucknapf mitnahm, war ich gezwungen, meine Spucke herunter zuschlucken. Mir ist bekannt, dass ich zu Übertreibungen neige, doch ich sammelte einen halben Ozean im Mund an und krallte mich dann beim finalen Schlucken regelrecht am Lenkrad fest. ES TAT SO WEH. Dabei bin ich echt im Training, ich alter Schluckspecht, hehe. Dreist parkte ich direkt vor der Apotheke. Mit vor meine ich auch vor. Beim Parken ging schon die vollautomatische Eingangstür auf. Ich schleppte mich hinein und schilderte der netten Apothekerin mein Leiden:

Apothekerin: „Guten Tag, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“ (Kurzer Blick auf meinen unmöglich geparkten Wagen.)
Ich: „Guten Tag, ich ernähre mich schon den ganzen Tag von diversen Halsschmerztabletten, meine Zunge ist auch schon ganz betäubt, aber meine Schmerzen gehen nicht weg.“
Apothekerin: „Ah. Haben Sie Fieber?“
(Hatte ich natürlich, sogar sehr hohes!)
Ich: „----! Pfffffff, keine Ahnung. Es tut auch nur rechts weh, also ich brauche eigentlich nur etwas stärkere Tabletten, von mir aus auch irgendwelche Krebstabletten, die es so gibt, Hauptsache es hört auf wehzutun.“
Apothekerin: „Krebstabletten kann ich Ihnen nicht geben (ACH!), aber zeigen Sie doch bitte mal Ihren Hals.“
Ich nahm den Schal ab.
Apothekerin: „Oooooooooooh, der ist aber diiiiiiick!!“
Ich: „Echt jetzt??“
(ich war aufrichtig entsetzt und verrenkte mich, um mich im Spiegel gegenüber zu betrachten.)
Apothekerin: „Oooooh jaaaa… das sehe ich ja von hier. Fassen Sie sich mal an.“
Ich: „Bitte?“
Apothekerin: „Ja fassen Sie mal ihre rechte Seite am Hals an.“

Ich gehorchte. Es war dick. Es war so verdammt dick, wie ich mir Dicke nur in meinem BH wünschen würde. Und es tat weh. Das blosse Antasten von aussen tat weh.

Apothekerin: „Nee nee neee, also da kann ich gar nichts machen! Sie gehen jetzt mal direkt zu der Frau Dr. Stegner und lassen das untersuchen. Das sieht aus wie ne richtig schöne Seitenstrang-Angina.“

Ich habe ja schon einges gehört, aber das noch nie. Und schön fand ich die auch nicht gerade. Ich ging wirklich zur Ärztin, die sehr nett war und die Apothekerin, die sehr kompetent war, hatte recht.
Ich hatte eine Seitenstrang Angina. Und die tut wirklich nur rechts weh. Oder eben links.
Ich marschierte also noch mal in die Apotheke, natürlich nicht ohne der Apothekerin meinen vollsten Respekt zu zollen, für ihre hervorragende Diagnose. Ich bekam Antibiotika.
Und da fiel mir doch diese hitzige Diskussion unter meinen Freundinnen ein. Eine Diskussion darüber, ob Antibiotika nun die Wirkung der Antibaby-Pille aufhebt oder nicht. Zu Forschungszwecken, und nur deshalb, fragte ich die Apothekerin, ob dem denn nun so wäre. Zwei Jugendliche standen hinter mir und einem entfuhr etwas übereifrig und etwas zu laut:
„Ey Digga, die fickt!“
(Nein, meine Apotheke ist nicht in Mümmelmannsberg, sondern in Poppenbüttel). „---!“ ja was sagt man da? Ich konnte nichts sagen. Aber im Auto hatte ich dann einen sehr schmerzhaften Lachanfall. Das Ende vom Lied…Mit ein bisschen Antibiotikum, das ich natürlich aus Versehen überdosiert hatte, wurde ich ziemlich schnell wieder fit. Das heisst… ich habe keine Ausrede, um die bucklige Verwandtschaft Weihnachten nicht zu sehen. Damn.

6
Sep
2006

Verbandsliga-Nachmittag

Fantastisch, so ein Fussballnachmittag, einfach fantastisch. Ja, den ein oder anderen wird es überraschen, aber Frau von und zu hat sich heute auf einen Fussballplatz begeben. Fussball an sich ist für mich nichts neues, all meine Exfreunde spielen Fussball, mein Bruder spielt Fussball und wie jeder weiss, kann ich sogar Abseits erklären. Aber wie lang war ich nicht mehr bei einem Verbandsliga-Spiel? Ich hatte ja ganz vergessen, wie lustig das ist.
Heute bin ich also mit der Frau von Bruder2, also meiner Schwägerin zum SV (oder war es SC? ääähm... ähä.) Lurup gefahren. Denn dort spielt Bruder2. Und Leute, er spielt nicht schlecht. Auch wenn er heute auf der Bank sitzt. Was ihn aber nicht daran hindert, wie ein Rohrspatz zu schimpfen. Ich muss mich erst mal bei Schwägerin erkundigen, ob Bruder2 mittlerweile nicht mehr Spieler, sondern Trainer geworden ist. Aber ich möchte dies nicht ohne seine Zustimmung hier breittreten. Mein Augenmerk bzw Gehör richtet sich hauptsächlich auf die Rentner-Garde, die hinter uns sitzt. Alle waren natürlich in ihrem früheren jüngeren Leben Vollprofis und wissen natürlich alles besser.
Hier ein paar Auszüge der natürlich absolut sachlichen und anspruchsvollen Kommentare:

Kommentar nach einem Foul, das auch wirklich eines war:
„dieser Scheiss-Schiri!! Der hat letzte Saison schon immer gegen uns gepfiffen, der Sausack!!“
(Der Klassiker. Wenn man nicht weiter weiss, ist IMMER der Schiri schuld.)

Kommentar nach einem Handspiel:
„Behalt mal deine Flossen bei dir, du Kasper!“
(Äh die körperliche Dehnbarkeit ist nun mal beschränkt. Wäre sie es nicht, wäre besagter Spieler wohl im chinesischen Zirkus am Start und nicht hier auf dem Platz)

Kommentar nach gelber Karte wegen eines Fouls, das der Kategorie „ganz miese Nummer“ zugeordnet wird:
„Das war Ball gespielt, das war jawohl ganz klar Ball gespielt!“
(Schreiend liegt Spieler am Boden, ich will nicht übertreiben, aber es sah nicht gut aus...)

Kommentar bei einem Solo:
„Marschiiiieeeeer!!! Marschiiiieeeeer!! Da bin ich ja schneller, Feuer Junge, Feeeeuuueeer!“
(Rakeeeteee)

Kommentar über einen Spieler, der ständig hinfällt:
„Zieh ma die Badelatschen aus, hömma!!“
(Und zieh du deine Jesus-Latschen mal wieder an, du Stinker)

Kommentar über den Torwart:
„Du schiesst ja wie’n Mädchen!!! Du Weichei“!
(Der hat total über die Mittellinie geschossen. So schiess ICH nicht. Und ich bin ein Mädchen.)

Gepöbel unter Rentnern, die für die Gegner-Mannschaft sind:
„Wenn wir gegen Euch keine Punkte holen, fress ich nen Besen!“
-„Dann ma guten Appetit! Senf dazu?“
„Na du bist ja ein ganz ein Lustiger!“
-„Wir haben wenigstens noch was zu lachen. Euch kommen ja schon die Tränen, bei der Grottentruppe!“
„Ja ja wir ham wenigstens schon drei Punkte!!“
-„ach ja? Auffer Binde am Arm oder was?“
Dröhnendes Opa-Lachen, welches nur durch asthmatisches Rasseln unterbrochen wird.

Zwischendurch erhebt sich immer mal wieder ein Rentner von seinem gehäkelten Sitzkissen, um die schwache Blase zu entleeren. Begleitet wird er von „Kalleeee, bring uns ma n Biiiaaa!“
(Und die Herztabletten wären auch nicht schlecht.)

Halbzeit. Ich ess erst mal ne Wurst. Die Musik, die über die Stadionanlage eingespielt wird, damit sich die Reservisten besser warm machen können, ist klasse. Roxette’s „Big L.“ ewig nicht gehört. Nachdem ich Bruder2 ein bisschen beim Rumalbern mit dem Ball beobachtet habe, geht es auch schon wieder weiter.
Doch dieses Mal richtet sich meine Aufmerksamkeit auf den durchaus adretten Trainer. Haben sich die Rentner gerade selbst mit Bier ruhig gestellt, fängt dieser jetzt an, die Mecker-Opas sehr gut zu vertreten. Ich glaube ja, die Trainer der hiesigen Fussballvereine müssen nicht nur einen Trainerschein machen, sondern dazu auch noch ihre Pöbelqualitäten unter Beweis stellen. Jetzt fängt gegnerischer Trainer auch an, rum zu schreien. Unser Trainer ist aber der Gewinner, da Gegner-Trainer mit einem Organ gestraft ist, welches dem eines Eunuchen sehr sehr nahe kommt. Ich kann leider die Statements nicht mehr wiedergeben, aber sie waren lustig und laut. Auf die Abseits-Diskussion mit einem Rentner, der scheinbar gar keine Ahnung von Fussball hat, habe ich verzichtet. Auch auf das „Olééé Olééé, Olé Olééé“ nach unserem Siegtreffer.
Aber es war trotzdem ein netter Nachmittag. Ich glaube, ich gehe öfters mal zum SV Lurup.
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